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Schüler profitieren von Lehrkräften mit Migrationshintergrund

Dr. Lisa Sofie Höckel / RWI

Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund haben einen positiven Einfluss auf die Sprachfähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler. Die Lesefertigkeiten der Schulkinder entwickeln sich bei ihnen besser als bei anderen Lehrkräften. Davon profitieren vor allem Schulkinder, die selbst aus einem Haushalt mit Migrationsgeschichte kommen. Besonders groß ist der Effekt bei Lehrkräften mit zwei Muttersprachen – sie steigern auch die Lesefertigkeiten von Schulkindern ohne Migrationshintergrund deutlich. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine aktuelle Studie des RWI hat die Wirkung von Lehrkräften mit und ohne Migrationshintergrund auf die Leistung der Schülerinnen und Schüler untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund die Lesefertigkeit der Schulkindersignifikant erhöhen.
  • Der positive Effekt ist bei Schulkindern mit Migrationshintergrund am stärksten. Auf die Lesefertigkeit von Kindern ohne Migrationshintergrund konnte kein signifikanter Einfluss durch Lehrkräfte mit Migrationshintergrund festgestellt werden.
  • Verglichen mit anderen Einflussfaktoren auf die Lesefertigkeit ist der Effekt einer Lehrkraft mit Migrationshintergrund beachtlich: Er ist beispielsweise doppelt so groß wie der Geschlechtereffekt – also der durchschnittliche Vorsprung von Mädchen gegenüber Jungen – und deutlich größer als der Unterschied in der Lesefertigkeit zwischen Schulkindern mit und ohne Migrationshintergrund.
  • Die RWI-Studie untersucht auch mögliche Gründe für den Effekt: Die Ergebnisse legen nahe, dass Lehrkräfte mit Migrationshintergrund eine Vorbildfunktion für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund haben.
  • Auffällig ist zudem der positive Einfluss von zweisprachigen Lehrkräften: Sie steigern die Lesefertigkeit aller Schulkinder besonders stark – insbesondere auch die von Kindern ohne Migrationshintergrund. Lehrkräfte mit zwei Muttersprachen scheinen Sprachen also tendenziell besser vermitteln zu können als andere Lehrkräfte.
  • Für die Studie wurden Daten der Sekundarstufe I (Klasse 5-9) des Nationalen Bildungspanels (NEPS) genutzt. Durch die Längsschnittstruktur der Daten konnte analysiert werden, wie sich der Leistungszuwachs der Schulkinder mit einer Lehrkraft mit Migrationshintergrund im Vergleich zu einer Lehrkraft ohne Migrationshintergrund veränderte.

„Besonders für Kinder mit Migrationshintergrund sind gute Sprachfähigkeiten für die berufliche Zukunft entscheidend“, sagt RWI-Wissenschaftlerin und Studienautorin Lisa Sofie Höckel. „Die Studie zeigt, dass sich Lehrkräfte mit Migrationshintergrund positiv auf die Leseleistungen der Schüler auswirken. Bisher sind sie an deutschen Schulen aber deutlich unterrepräsentiert.“

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Ihre Ansprechpartner/in dazu:

Dr. Lisa Sofie Höckel, Tel.: (021) 81 49-338
Christoph Peters (Kommunikation), Tel.: (0201) 81 49-354

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Erschienen ist die Pressemitteilung  hier

RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
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